Oder wie John Hattie sagt: Courage and Clarity
Seit ich Lehrerin bin, bin ich an Schulen tätig, von denen man sagen könnte: Da ist es schwierig. Manche trugen das Etikett „Brennpunkt“. Und dennoch bin ich immer noch sehr gerne Lehrerin. Genau dort. Was hilft mir? John Hattie sprach am Montag von „Mindframes“.
Wenn ich in eine schwierige Klasse gehe, überlege ich mir vorher immer: Was ist mein Ziel? Welche Schritte kann ich gehen, um dieses Ziel zu erreichen. Bei einer schwierigen Klasse ist mein Ziel immer erstmal: „Ich will herausfinden, wer diese Kinder sind und was sie bewegt.“
Dabei signalisiere ich von Beginn an sehr klar (Clarity): Es gibt hier Grundregeln des Zusammenseins. Und ja, manche von euch sind genervt, gelangweilt, whatever. Aber wir sind hier und die Menschenrechte gelten für alle. Wer meint, sich daran nicht halten zu können, verlässt die Gruppe (Randbemerkung: Mit diesen Kindern gehe ich zeitnah ins persönliche Gespräch und schaue, was da eigentlich los ist. Meine Erfahrung zeigt jedoch: Wenn ich von Beginn an sehr klar bin, ist das nur selten notwendig.)
Wenn diese Arbeitsgrundlage hergestellt ist, gehe ich sozusagen in die Diagnose: Ich erzähle was von mir und warum es mir wichtig ist, dass jede/r hier gut lernen kann. Ich frage, ob irgendjemand mir etwas Wichtiges mitteilen möchte, was ich wissen soll, bevor wir jetzt an die Arbeit gehen. Gerne auch im persönlichen Gespräch, wenn alle etwas zu tun haben.
Sehr gerne stelle ich dann Aufgaben wie: Schreibe alles auf, was du zu dem Thema weißt. Denke über das nach, was du schon kannst. Einzige Regel in dieser Phase ist: Alle sind so ruhig, dass niemand sich gestört fühlt.
Mein Ziel ist: Ich will, dass die Kinder ins Denken und ins Lernen finden. Ich will, dass sie dabei die Verantwortung für sich selbst übernehmen, indem sie darüber nachdenken: Was kann und weiß ich eigentlich schon? Wenn das nicht möglich ist, gebe ich einzelnen Kindern immer die Aufgabe: Denke darüber nach, was dich am Lernen hindert. Es ist okay, wenn du mal müde oder unmotiviert bist. Was nicht okay ist: Andere an der Arbeit zu hindern. So verstehe ich Courage und Clarity. Ich bin seit 25 Jahren Mutter (von 4) und seit 15 Jahren in der Schule tätig. Und ich mag meinen Beruf.