Bildungsweise

Susanne Posselt

Kindheitsorte: Das Saastal

Ich bin gerne in der Natur unterwegs, liebe das Meer und die Berge. Aufgewachsen bin ich in der Mitte der Bundesrepublik (in den Grenzen vor 1989). Man sagt, es sei die regenreichste Gegend Deutschlands. Dort gibt es viele Hügel und sehr viel Wald. Wenn man auf einem der Hügel steht, sieht man im Zweifel nicht weit, weil die Sicht durch die vielen Bäume versperrt ist. Vielleicht ist Waldbaden aber gerade deshalb heute eine meiner liebsten Entspannungsmethoden. Meine Eltern gehörten zur Nachkriegsgeneration. Geld war nur sehr wenig da. Sie haben immer hart gearbeitet und gespart, um uns Kindern ein gutes Leben zu ermöglichen. Urlaub war nur selten möglich und wenn, dann durfte er nicht viel kosten. Aber sie sind mit uns weggefahren. Wir fuhren auf den Campingplatz an die Nordsee, wo ein Wohnwagen von Bekannten stand. Als wir Jugendliche waren, organisierte unsere Kirchengemeinde Gruppenfreizeiten, an denen wir als Familie – meine Eltern, meine Schwester und ich – teilnahmen. Zwei dieser Reisen führten uns ins Saastal in der Schweiz. Ich erinnere mich noch gut daran. Wir fuhren mit einer generationenübergreifenden Gruppe in einem Reisebus in Richtung Süden. Ich war 13, im Jahr darauf 14 Jahre alt und hatte als Mittelgebirgskind noch nie so hohe Berge gesehen. Wir haben in der Gruppe gesungen, Spiele gespielt, haben Gottesdienste gefeiert und sind natürlich gewandert. Als Jugendliche fand ich das zeitweise ziemlich uncool, aber es gab keine Diskussionen – alle gingen mit. Das Gute an Gruppenreisen mit vielen Generationen ist ja immer, dass auch Jugendliche im ähnlichen Alter dabei sind. Für meine Eltern waren diese Urlaube sicherlich entspannender, als Kleinfamilienreisen mit uns pubertierenden Teenies. Heute liebe ich das Wandern, besonders in den Bergen. Nachdem inzwischen meine eigenen Kinder – insbesondere meine Tochter Maja – auch auch sehr gerne (mit mir!) wandern gehen, hatte ich mir vorgenommen: Irgendwann fahre ich mal mit ihnen ins Saastal. Meine Krebserkrankung im letzten Jahr hat mich gelehrt: Man sollte das „Irgendwann“ nicht zu lange aufschieben. Also haben wir uns in den ersten Septembertagen ins Saastal aufgemacht. Zwei Tage nur und dreimal über Nacht. Maja hatte Urlaub, ich noch Ferien. Wenn man im Saastal übernachtet, bekommt man mit der Kurtaxe die „Saascard“. Damit kann man mit allen Postbussen und mit sämtlichen Gondeln kostenlos fahren. So konnten wir problemlos von unserem (kostengünstigen und einfachen) Übernachtungsort Saas Balen morgens erst mit dem Bus zum Bäcker nach Saas Grund und von dort aus weiter mit dem Bus nach Saas Fee fahren (wo die Unterkünfte gleich dreimal so viel kosten). Dieser entzückende Ort ist autofrei, und es gibt zahlreiche wunderschöne Wanderwege mit Blick auf Gletscher und Bergpanorama. Die Ansage meiner Tochter war klar: „Mama, du hast hoffentlich schwere Wanderungen ausgesucht?“ Hatte ich. Es ging hoch hinauf. Und als wir oben waren, die Himmelsschaukel geschaukelt und unsere süße Belohnung genossen hatten, sagte sie: „Wollen wir nicht noch höher hinauf? Du weißt doch: je höher man kommt, umso schöner ist die Aussicht.“ Also stiegen wir noch weitere 400 Höhenmeter hinauf. Ich war extrem langsam, und meine Beine brannten, aber irgendwann waren wir oben. Das Panorama: Seht selbst.

Liebe Eltern, geht mit euren Kindern raus. Es mag gut sein, dass sie es für den Moment langweilig und wenig attraktiv finden. Aber wie man an mir sieht: Man weiß nie, ob man damit nicht den Grundstein für eine lebenslange Liebe zu einem sehr gesundheitsförderndlichen und gemeinschaftsstiftenden Hobby legt.  Dafür und für diese grandiosen Ausblicke lohnt es sich in jedem Fall.

Text für Insta gekürzt, in voller Länge auf dem Blog: 

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