Bildungsweise

Susanne Posselt

(Über Bildung) schreiben

Oder: Warum ich einen (Edu)Blog pflege

Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, 2024 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, alle Beiträge zum aktuellen Thema werden unter dem Beitrag gesammelt.

Vorrede:

Mir ist erst neulich wieder aufgefallen, dass auch ich hin und wieder dazu neige, Wissen vorauszusetzen, das man möglicherweise nur bei einer Teilmenge meines (Blog-lesenden) Umfeldes als vorhanden erwarten darf. Dabei ist es sicher keinesfalls so, dass jede:r weiß, was ein Blog ist und mit welchem Zweck man einen solchen pflegt. Bevor ich zum eigentlichen Thema dieses Beitrags komme, möchte ich den Themenbereich definieren und eingrenzen. Da meine Gedankengänge hierzu vergleichsweise komplex und verschachtelt sind, habe ich dem Text ein Inhaltsverzeichnis vorangestellt, das mit den einzelnen Kapiteln verlinkt ist. 

Was ist ein Blog?

Ein Blog [blɔg] (das oder der) oder auch Weblog [ˈwɛb.lɔg] (Wortkreuzung aus englisch Web und Log für „Logbuch“ oder „Tagebuch“) ist ein meist auf einer Website geführtes und damit meist öffentlich einsehbares Tagebuch oder Journal, in dem mindestens eine Person, der Blogger, international auch Weblogger genannt, Aufzeichnungen führt, Sachverhalte protokolliert („postet“) oder Gedanken niederschreibt.

Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Blog

Was ist ein Edublog?

Der Edublog ist eine Form des Blog der zu Bildungszwecken erstellt wird. Es geht darum Lehrende und Lernende zu unterstützen sich gegenseitig zu informieren und zu inspirieren. Lehrer und Schüler haben die Möglichkeit außerhalb der Unterrichtsumgebung zu lernen, Kreativität zu zeigen, Kontakt zu halten und Inhalte zu bearbeiten. Kommunikation und Kooperation stehen hierbei im Vordergrund.

Quelle: https://social-media-abc.de/wiki/Edublog

Blogs und Edublogs sind – das liegt in der Natur der Sache – ein Phänomen des Internets. Ich gehöre ja zu jener Generation, die (kaum vorstellbar) noch völlig ohne dieses virtuell-digitale Netzwerk aufgewachsen ist. Da ich aber von Natur aus sehr neugierig bin, verfolge ich die Blogger-Szene bereits seit ihren Anfängen in den 90er Jahren und bewege mich auch in unterschiedlichen Varianten seit dieser Zeit mehr oder weniger aktiv in ihr.

Nun zum eigentlichen Thema:

Warum pflege ich einen Edublog? 

1. Ich habe eine Affinität zum Tagebuchschreiben. 

Mein erstes Tagebuch habe ich in der Grundschule geschrieben. Ich habe es noch. Es bildet den Anfang einer Reihe von Tagebüchern, die ich bis Ende der 90er Jahre geführt habe. Mit der Geburt meines ersten Kindes im Jahr 2000 hatte ich dann offensichtlich keine Zeit mehr für diese kontemplative Form der schriftlichen inneren Einkehr. Ich lese darüber hinaus gerne Tagebücher. Sie spiegeln das Menschsein. Sie bieten eine Identifikationsperspektive. Man erfährt etwas über den Menschen, seine Gefühle und Gedanken. (Randbemerkung: Auch Lehrerinnen und Lehrer sind Menschen)

2. Ich schreibe gerne

Diese Erkenntnis schwebte eine ganze Weile in meiner Gedankenwolke (dazu unten mehr) herum, bevor ich sie heute so formulieren kann. Kein Wunder, könnte man denken, am Ende ist sie ja auch Deutschlehrerin geworden. Sobald ich schreiben konnte, habe ich geschrieben: Briefe, Zettel, Poesiealben, Gedichte, Schönschreibübungen, … Ich schreibe bis heute gerne. Auch mit der Hand. Ich male gerne mit Wörtern, lasse meine Gedanken in meine Hand fließen, wo sie sich als Wörter, Sätze und Bildchen auf Papier oder inzwischen auf meinem Tablet manifestieren. Der Tag, an dem ich mir mein erstes Tablet mit Paperlikefolie leisten konnte, markiert einen glückseligen Wendepunkt in meiner Schreibbiografie. Endlich geht beides: Schreiben mit der Hand in digitaler Form (Wibke wird wissen, wie glücklich einen eine solche Erfindung machen kann).

Exkurs 1: Das Tagebuch und der Blog aus Deutschlehrerinnensicht

Natürlich ist mit meinem eigenen biografischen Hintergrund meine Eigenschaft und Rolle als Deutschlehrerin eng verwoben. Ich liebe es, für das Tagebuchschreiben im Unterricht zu werben. Rico, Oskar und die Tieferschatten von Andreas Steinhöfel ist eins meiner Lieblingsjugendbücher, das ich genau aus diesem Grund auch immer sehr gerne im Unterricht verwende. In diesem Jugendroman ist das „Tagebuchschreiben“ des Protagonisten Rico einer der Haupthandlungsstränge. Im Roman ist es der Deutschlehrer aus dem Förderzentrum, der Rico den Auftrag erteilt, über die Ferien ein Tagebuch zu führen. Jeder kann Tagebuch schreiben, selbst Rico, der sich selbst als tiefbegabt bezeichnet. Es gibt keine Regeln und wird auch nicht bewertet. Man kann ganz alleine entscheiden, ob man das Tagebuch nur für sich selbst schreibt, oder ob man es der Öffentlichkeit zugänglich machen möchte.

Ich bin darüber hinaus begeistert vom Ansatz der freien Schreibzeiten nach Beate Leßmann. Wichtig ist hierbei, dass man das Schreiben aus dem Bewertungskontext herausnimmt. Wie cool wäre es, wenn alle Jugendlichen in der Schule ein Tablet mit Paperlikefolie zur Verfügung hätten! Welche Schreibwelten würde das eröffnen!

Dass Tagebuchschreiben weit über den Deutschunterricht hinaus eine nachhaltige Wirkung entfalten kann, zeigt das Projekt Freedom Writers, das auf die Lehrerin Erin Gruwell zurückgeht, die Mitte der 90er Jahre eine Klasse „hoffnungsloser Fälle“ an einer Schule in Los Angeles unterrichtet hat. Sie fand einen Zugang zu diesen Schüler:innen u.a. mittels Tagebucharbeit  und gab ihnen damit Raum, sich zu öffnen und einander anders wahrzunehmen. In Deutschland arbeitet der Verein ChangeWriters nach diesem Prinzip.

Mein(e) Blog(s)

Ich selbst pflege eine Art Kombination multimedialer Tagebücher. Sie sind nicht auf schriftliche Texte beschränkt, wenn diese auch ein wichtiges Element meines Blogging-Kosmos ausmachen. Ein weiterer für mich zentraler Teil meines Tagebuch ist zum Beispiel auch die Fotoroll der Handykamera. Ich fotografiere nämlich die unmöglichsten Sachen (besondere Grüße gehen an Wibke Tidman, deren Blog ich auch sehr gerne lese), vor allem, um sie selbst nicht zu vergessen, um eine Art Erinnerung zu fixieren. Tatsächlich schaue ich mir meine Fotoroll immer wieder an und freue mich daran. 

Wenn man so will, ist auch mein Instagram-Kanal eine Art Tagebuch, das ich ganz oft auch mit Textauszügen aus meinem Blogbeiträgen kombiniere. Wer dann weiterlesen möchte, kann das auf meinem Blog tun. Ein ganz privates Tagebuch führe ich derzeit nicht. Wenn ich Tagebuchtexte schreibe, dann schreibe ich sie so, dass andere sie lesen dürfen. Dabei unterscheide ich durchaus zwischen den Adressaten. Im Moment führe ich zum Beispiel eine Art halb privates Krebstagebuch, dessen passwortgeschützten Link nur Menschen kennen, von denen ich will, dass sie das lesen dürfen.

Seit Corona habe ich sehr stark vom sogenannten Mikroblogging via Twitter profitiert. Seit Twitter X heißt und uns allen bewusst wurde, wie gefährlich es sein kann, seine Daten (= die eigenen Texte als Produkte des Mikrobloggings) einem großen Konzern zu überlassen, ist das Mikrobloggingfeld zersplittert. Gegen diesen Trend etwas zu unternehmen war am Ende ja auch der Anlass für diese Blogparade. Bei X sind nun nicht mehr viele von uns zu finden, manche sind ins Fediverse abgewandert, andere zu Threads, ich persönlich mag Bluesky am liebsten. Aber auch dort bin ich vorsichtiger geworden, was meine Texte betrifft. Ich möchte auf keinen Fall, dass sie verschwinden. Nele @ebildungslabor hat auf ihrem Blog übrigens einen sehr lesenswerten Beitrag geschrieben, warum sie persönlich sich fürs Fediverse entschieden hat.

Exkurs 2: Mein Schreibprozess

Mein Schreibprozess ist etwas kurios. Es kann nämlich sein, dass ich Gedanken, die mir spontan kommen, einfach über die Diktierfunktion in meine Handynotizen hinein spreche. Das lasse ich manchmal wochenlang so stehen. Meistens überarbeite ich diese so entstandenen Texte noch einmal am Laptop, seltener am Handy, weil das ja etwas mühsam ist: Stelle Textbaustein um, schau nach der Rechtschreibung und nach der inneren Logik. Ich kürze Textteile oder füge Textteile hinzu. Der Vorteil an dieser Methode ist, dass ich mein Handy eigentlich immer dabei habe und dass die Notizenfunktion geräteübergreifend funktioniert. Ich kann also am Handy anfangen, und mir das Ganze später am Tablet anschauen und daran weiter arbeiten. Oder, wenn ich lieber mit der Tastatur schreiben möchte, weil es bequemer ist, einfach am Laptop weiterarbeiten. 

Für mein professionelles Selbstverständnis ist das Erleben des eigenen Schreibprozesses auch immer wieder erkenntnisreich. Ich beobachte mich selbst dabei, wie ich Texte schreibe und sie immer wieder überarbeite. Dabei macht es mich nachdenklich, dass wir in der Schule immer noch so sehr auf handschriftliche Produkte auf Papier, setzen. Dabei sind gerade die Möglichkeiten der Digitalität quasi grenzenlos. Während ich hier schreibe, habe ich meine Screencast-Funktion aktiviert. Man sieht, dass natürlich nicht alles gleich richtig geschrieben wird. Aber ich kann jederzeit Wörter verändern, Sätze umstellen und überprüfen, ob das, was ich schreiben wollte, tatsächlich sinnvoll klingt. Dass man dabei durchaus noch selbst denken muss, zeigt die Tatsache, dass auch die Vorschläge, die mein sehr leistungsstarkes Rechtschreibprogramm mir automatisch unterbreitet, nicht immer richtig sind.

In Zweifelsfällen frage ich weiterhin Duden.de oder auch immer noch hin- und wieder meinen Grammatik-Duden aus Papier. Ich war mir zum Beispiel nicht sicher, wie man das Wort Screencast-Funktion schreibt. Also habe ich hier nachgeschaut.

Diesen eigenen Prozess immer wieder zu reflektieren, hilft mir wiederum als (Deutsch)Lehrerin, die ich Schreibprozesse von Kindern und Jugendlichen anleiten und beurteilen muss. Ich bin davon überzeugt, dass diese eigene Erfahrung des Schreibens mir einen besonders prozessorientierten Blick auf die Produkte meiner Schülerinnen und Schüler ermöglicht. Vermutlich hängt auch damit zusammen, dass ich sehr, sehr ungern Schülertexte beurteile. Ich will ja, dass sie diesen Prozess auch als etwas Positives für sich empfinden und niemals aufgeben, auch wenn der eigene Prozess (noch) auf einem niedrigeren Niveau ist. Es ist nämlich niemals so, dass man sich nicht weiter weiter entwickeln könnte. Das ist ja das Schöne am Lernen. Es hört nie auf. Man kann nicht nicht lernen.

3. Ich möchte Gedankenanstöße teilen und Mut machen

Meine ersten Begegnungen mit Lehrkräfteblogs waren die mit Jan-Martin Klinge (Halbtagsblog) und Bob Blume. Wir kennen und schätzen uns inzwischen ja auch persönlich, und ich weiß gar nicht, ob den beiden bewusst ist, dass ich ihnen schon so lange folge. Auf beide bin ich bereits in meinem eigenen Referendariat gestoßen und fand es unfassbar bereichernd und Mut machend, mit welcher positiven Einstellung sie an ihren Beruf herangehen. Ich habe beim Lesen der Blogbeiträge immer eine Art kindliche Neugier und einen Forschergeist gegenüber der Tätigkeit als Lehrkraft gespürt, die ich für mich selbst als vorbildhaft erlebt habe. 

Lieber Jan-Martin, weil du in deinem eigenen Blogbeitrag zu diesem Thema deine Zweifel zum Ausdruck gebracht hast, ob du diesen Blog überhaupt weiterführen sollst: Bitte, bitte, bitte hör nicht auf! Ich lese deine Beiträge so gerne und ich bin mir sicher: Ich bin nicht die einzige.

Lieber Bob, ich höre dir auch beim Reden in deinen Podcasts gerne zu. Deine Texte sind für mich jedoch wertvoller. Ein Text bleibt mir eher im Gedächtnis und ich kann ihn schneller erfassen, als einen linearen Stream (Sei es nun rein als Audio oder als Video). Daher meine Bitte: Gib das Bloggen nicht zugunsten deiner anderen Aktivitäten auf. 

4. Ich merke, dass ich damit Menschen erreiche

Diesen Blog gibt es schon relativ lange. Ich habe ihn irgendwann zu Beginn meiner Berufsbiografie angelegt, anfangs noch ohne zu wissen, was ich damit eigentlich will. In meinem Hinterkopf war schon so ein bisschen der Gedanke, dass ich meine professionellen Arbeitserkenntnisse auf diese Weise auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen möchte. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass viele Menschen die Beiträge tatsächlich lesen. Über soziale Medien und Microblogging-Dienste kann man ja auch darauf verweisen und gleichzeitig gehören die Texte mir. Ich veröffentliche sie auf meiner eigenen Internetseite. 

5. Bloggen strukturiert mich selbst

Es war schon immer so, dass ich jemand bin, der sehr viele Gedanken und Ideen mit sich selbst herum trägt und früh das Bedürfnis verspürt hat, eine Struktur oder eine Ordnung, in diese riesige Wolke aus Gedanken zu bringen. Mein Blog hilft mir, mit seiner begrenzten Kapazität, diese Gedankenwolke zu sortieren und einen roten Faden hineinzubringen.

6. Mein Edublog hilft mir, meine (Lehrer:innen-)Persönlichkeit weiterzuentwickeln 

Ich bin ein großer Fan von Biografieforschung in der Lehrer:Innenbildung. Zum ersten Mal bin ich auf diesen Ansatz im Kunststudium gestoßen. Hier gibt es in der Kunstpädagogik eine eigene Richtung der Biografieforschung.

Ich bin der Überzeugung, dass man immer sich selbst und seine eigene Persönlichkeit mit in diesen Beruf (wie auch in andere Berufe, aber besonders gilt es natürlich für pädagogische Berufe) hinein nimmt. Wir alle sind geprägt von biografischen Erfahrungen, um eine Professionalität im Umgang mit den Biografien anderer zu entwickeln und nichts anderes ist die Tätigkeit als Lehrkraft, muss man seine eigene Lehrerinnen Biografie immer wieder reflektieren.

Exkurs: Prozesshaftigkeit als Lernmethode

Ich habe von 2007-2012 an der pädagogischen Hochschule in Karlsruhe Lehramt für Grund- und Hauptschulen studiert. In dieser Zeit bin ich früh mit dem Portfolio-Ansatz in Berührung gekommen. Als ich studiert habe, war es üblich, dass man seinen eigenen Lernprozess in Form von Portfolios dokumentiert hat, das war eigentlich ziemlich innovativ. Viele Studierende fanden diesen Ansatz jedoch nicht besonders toll, weil man den Portfolios immer angemerkt hat, ob sie wirklich im Rahmen eines Prozesses über einen längeren Zeitraum entstanden sind oder in der Nacht vor dem Abgabetermin schnell zusammengeschustert worden. Es ist mühsamer ein langfristiges Projekt kontinuierlich zu pflegen, als irgendwelche Inhalte für Klausuren auswendig zu lernen und nur auf den Punkt zu liefern. Durch die Traditionen unserer Schulen sind wir darauf konditioniert, Lernen und Wissenserwerb in Form punktueller Prüfungen unter Beweis zu stellen (und das erworbene Wissen gleich danach wieder zu vergessen). Ich bin vom Portfolio-Ansatz überzeugt, weil man viel mehr sieht, als in einer punktuell abgerufenen Leistungsüberprüfung. Den kreativen Umgang mit dem Portfolio-Ansatz habe ich vor allen Dingen in meinem Studium der Kunstpädagogik gelernt. Hier durften Portfolios immer auch multimedial sein. Zu meiner Zeit war das meistens noch auf Papier mit Fotos kombiniert. Inzwischen bietet die virtuelle Welt noch viel mehr Möglichkeiten der interdisziplinären Vernetzung. Auch im Rahmen meiner beiden Lehraufträge habe ich von der Studierenden immer Portfolios angefordert, weil ich davon überzeugt bin, dass man bei der kontinuierlichen Reflexion des eigenen Prozesses am meisten lernt. Zum Portfolioprozess gehört dabei untrennbar auch der Austausch über die Erkenntnisse und Inhalte. Das muss nicht im Plenum vor der ganzen Gruppe sein, sondern ist sogar viel fruchtbarer, wenn der Prozess in der Kleingruppe im geschützte Rahmen stattfindet. Man kann sich immer die Prozessergebnisse der anderen anschauen und eigene Impulse dazu geben. Falls ihr an einer Hochschule seid, kann ich euch nur empfehlen, mit diesem Ansatz zu experimentieren. Die Ergebnisse meiner Studierenden haben mich immer voll überzeugt. Ich habe es sehr bedauert, dass ich die letzte Gruppe jetzt nicht bis zum Ende betreuen konnte, bin aber sicher, dass die hauptamtlich Lehrenden der PH Karlsruhe das ganz wunderbar übernommen haben. Danke dafür!

Fazit

Ja. Lange Texte zu schreiben und zu lesen mag in Zeiten von TikTok und Instagram mit 30-Sekunden-Reels und begrenzter Aufmerksamkeitsspanne ein Boomer-Format sein. Dennoch:

Schreibt! Und lest! Blogs. Edublogs.
Ich denke tatsächlich, dass die schriftliche Reflexion über (komplizierte) Sachverhalte gleich welcher Art dabei hilft, die eigene (Lehrer:innen)Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Das schriftlich Niedergelegte ermöglicht es, in die Gedankenwelt anderer Menschen hineinzutauchen, nachzulesen und den Menschen hinter den geäußerten Gedanken kennenzulernen. Indem man selbst schreibt, lernt man sich auch selbst besser und die (gedanklichen) Grundlagen des eigenen Handelns kennen. Durch das Kennenlernen seiner eigenen und anderer Gedanken entsteht am Ende jene Nähe, die Vernetzung von Gleichgesinnten und echtes und nachhaltiges Lernen vielleicht erst möglich macht.

Und so war es auch beim Lehrer:innen-Treffen am vergangenen Wochenende in Kassel wieder so, dass da eine seltsame Vertrautheit derer war, die sich noch nie zuvor getroffen hatten. Wir kannten uns ja schon ziemlich gut durch das Lesen unserer (Mikro-)Blogbeiträge. Ohne unser Bloggen wäre dieses Lernnetzwerk nie zustande gekommen.

Ich werde weiter bloggen. Wer es lesen mag, der lese es.

Weitere Blogbeiträge zu diesem Thema:


Armin Hanisch

Lars Fengler
Fontanefan
Erik Grundmann
Herr Rau
Hauptschulblues
Andreas Kalt
Jan-Martin Klinge (Halbtagsblog)
Herr Mess
Catrin Ingerfeld

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4 Kommentare

  1. herrmess Samstag, 18. Mai 2024

    Ich liebe, was du aus dem Thema gemacht hast! Vielen Dank für die sehr persönlichen Einblicke 🙂 Die Genese von Blog-Texten oder Texten an sich ist eine megaspannende Geschichte… da könnte man fast einen neue Runde der Edublogparade draus machen!

    • susanneposselt Samstag, 25. Mai 2024 — Autor der Seiten

      Ich habe gerade heute wieder so einen Text produziert. Mal sehen, wann und ob ich ihn tatsächlich der Öffentlichkeit zugänglich mache. Tatsächlich finde ich Schreibprozesse absolut faszinierend. Ich habe oft den Eindruck, wir sprechen viel zu selten über die Lust an der Sprache, das Gießen von Gedanken in Schrift und darüber, wieviele Schritte auf dem Weg dorthin gegangen werden müssten. Und ja: Es wäre absolut ein Edublogthema wert!

  2. retemirabile Samstag, 25. Mai 2024

    Vielen Dank für die Anregungen, Susanne. Ich finde mich in Vielem wieder – und Deine Erläuterung des Portfolio-Ansatzes hat mir diesen wieder auf den Schirm gebracht.

    Vor allem dieser Absatz hat mich angesprochen:

    Viele Studierende fanden diesen Ansatz jedoch nicht besonders toll, weil man den Portfolios immer angemerkt hat, ob sie wirklich im Rahmen eines Prozesses über einen längeren Zeitraum entstanden sind oder in der Nacht vor dem Abgabetermin schnell zusammengeschustert worden.

    Ich überlege nämlich schon länger, wie man Schüler:innen dazu anleiten kann, langfristig und kontinuierlich zu arbeiten und habe dazu auch einige Ideen.

    Ich wollte Portfolios schon länger mal in meinem eigenen Unterricht einsetzen, hab sogar hier zwei Bücher darüber stehen, das war mir aber in den letzten Jahren aus dem Fokus geraten. Steht nun auf der ToDo-Liste für kommendes Schuljahr.

    Beste Grüße,
    Andreas

    • susanneposselt Samstag, 25. Mai 2024 — Autor der Seiten

      Lieber Andreas,

      Ich kann dich nur ermutigen. Ich erinnere mich noch, dass ich bei einer Fortbildung im Rahmen meiner Zusatzqualifikation zur Moderatorin für den Umgang mit Vielfalt in der Schule mal einen Videobeitrag aus einer schwedischen Schule gesehen habe, wo eine Schülerin ihr Portfolio vorgestellt hat. Absolut faszinierend! In so einem Werk wird Mühe sichtbar und man sieht den Weg, der notwendig war, um zum Ziel zu kommen. Leider geben wir uns selbst oft nicht die notwendige Zeit, weil wir von Klassenarbeit zu Klassenarbeit hetzen. Dabei gibt es selbst im System so viele Möglichkeiten! Ich bin gespannt, was du berichtest.

      Herzliche Grüße

      Susanne

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