Bildungsweise

Susanne Posselt

Freiräume gestalten

In den letzten Tagen waren die Empfehlungen der SWK (ständige wissenschaftliche Kommission) der Kultusministerkonferenz in aller Munde. Es sind Empfehlungen zur kurzfristigen Behebung einer großen Herausforderung: Es gibt zu wenige Lehrkräfte – und es wird auf absehbare Zeit auch nicht genug geben. Im Gegenteil: Der Mangel wird größer werden.

Als Personalrätin und Gewerkschafterin, aber auch als Lehrerin an meiner Schule sehe ich die Auswirkung dieses Mangels bereits: Es fehlen Kolleg*innen. Wenn jemand ausfällt, gibt es keinen Ersatz. Teilzeitanträge werden nicht mehr genehmigt. Es arbeiten Menschen ohne Lehramtsausbildung an den Schulen.

Ich habe die Empfehlungen gelesen. Lehrkräfte sollen:

  • länger und mehr arbeiten
  • von Verwaltungsaufgaben entlastet werden
  • für andere Schulformen und Mangelfächer nachqualifiziert werden
  • durch andere Personen (Studierende,…) entlastet werden
  • für ihre Schüler*innen Hybridunterricht und Selbstlernzeiten organisieren
  • größere Klassen unterrichten
  • ihre Gesundheit fördern und
  • an Achtsamkeits- und Supervisionsangeboten teilnehmen

Darüber hinaus sollen Modelle des Quer- und Seiteneinstiegs weiterentwickelt werden.

Liest man die Empfehlungen ganz, dann sind einige sinnvolle Vorschläge dabei. Einiges davon fordern wir in den Gewerkschaften schon lange. Ausländische Abschlüsse sollen leichter anerkannt werden können, Lehrkräfte müssen von Verwaltungsaufgaben entlastet werden.

Warum dann also die ganze Aufregung?

Wer von uns jeden Tag in der Praxis steht, weiß:

  • Viele von uns arbeiten ohnehin schon weit über das geforderte Maß hinaus.
  • Lehrkräfte arbeiten aus gutem Grund Teilzeit. Oft, um sich selbst gesund zu halten.
  • Die Klassengrößen sind sehr unterschiedlich, in Ballungsräumen und Städten sind die Klassen voll.
  • Es macht einen Unterschied, ob ich eine homogene Klasse auf dem Land unterrichte oder eine Inklusionsklasse in einen Stadtteil mit sozialen und ökonomischen Herausforderungen.

Viele von uns ärgern sich über die Art der Kommunikation der KMK.

Redet mit uns – nicht über uns!

Mark Rackles, Bob Blume, Philipp Dehne und ich haben uns deshalb sehr spontan zum Bildungsrat von unten zusammengeschlossen, einer Initiative, die alternative Vorschläge zur Lehrkräftegewinnung machen möchte.

Mit Steve Kenner und Helene Pachale haben Mark und ich im Bildungspodcast „Freiräume gestalten“ über die Initiative gesprochen.

Du willst mitmachen? Hier geht’s lang: Bildungsrat von unten

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