Am Montag geht es wieder los: Die Schule sieht wieder Schüler. Ich gehe wieder in die Schule. Dort stehe ich wieder als Lehrerin vor realen Schülern in einem wirklich existierenden Klassenzimmer. Back2School. Es fühlt sich ein bisschen an wie das Ferienende der großen Sommerferien.
Nur, dass diesmal alles anders ist.
Fünf Wochen Fernunterricht werden dann hinter mir liegen. Plus zwei Wochen Ferien. Macht sieben Wochen ohne. Sieben Wochen ohne Schüler*innen, aber mit unerwartet viel Arbeit, einem erstaunlich hohen Lernzuwachs in digitalen Belangen und Ferien, die keine Ferien waren, weil wir den Kontakt zu unseren Schüler*innen aufrechterhalten haben. Wir haben in nur sieben Wochen ein umfangreiches Fernlernkonzept erarbeitet, mit Wochen-, Tages- und Stundenplänen, Videokonferenzen, vielfältigen Kommunikationswegen, virtuellen Kooperationsformen und enormen Lernzuwächsen auch bei manchen Schüler*innen. Manche drohen wir allerdings zu verlieren. Beziehung auf Distanz will nur schwer gelingen. Sie kann den direkten Kontakt nicht ersetzen. Deshalb ist es sicher für manche gut, wenn wir den Raum wieder teilen.
Die Klasse, vor der ich am Montag stehen werde, wird eine sein, die ich normalweise nicht unterrichte. In einem Raum, der nicht mein Klassenzimmer ist. Die Gruppe im Lerngruppenraum wird unvollständig sein. Geteilt. Es sind bloß 11 Schüler*innen pro Gruppe. Mit Abstand. An Einzeltischen. Und Maske, wenn der Abstand nicht einzuhalten ist. Oder Spuckschutz. Was für ein Wort.
Am Montag dürfen nur jene in die Schule zurückkehren, die demnächst eine Abschlussprüfung abzulegen haben. Und weil es derzeit noch nicht abschätzbar ist, wie gefährlich dieses Zusammentreffen in der Gruppe – wenn auch mit Abstand – sein könnte, dürfen manche Lehrer*innen nicht unterrichten. Deshalb werden die Schüler*innen jetzt teilweise von Lehrer*innen zum Abschluss begleitet, die sie gar nicht kennen.
Irgendwo habe ich gelesen, dass wir jetzt tanzen müssen. Mit dem Virus. Wir müssen schauen, wie viel Kontakt möglich ist, ohne dass die Fallzahlen wieder in die Höhe schnellen. Das kann auch bedeuten, dass der uns noch unbekannte Tanz, der am Montag beginnt, aus dem Rhythmus gerät. Es ist ein Experiment mit ungewissem Ausgang.
Dennoch: Es ist ein Hoffnungsschimmer. Wir tanzen zur Musik, die uns Flügel verleihen wird. Lasst uns um unser Leben und unsere Freiheit tanzen. Alles neu macht der Mai!