Bildungsweise

Susanne Posselt

Berg- und Talfahrten

Ein Jahr Leben mit Krebs.

Am 11. März 2024 – vor genau einem Jahr – lag ich mit Blick auf die Karlsruher Schwarzwald-Ausläufer in einem Zimmer der Urologischen Station im Städtischen Klinikum Karlsruhe. 

Gerade hatte ich erfahren: Ich habe Krebs. Blasenkrebs.
Ich wusste: Das Krebsgeschwür in mir ist so groß, dass die Blase nicht zu retten sein wird.

Erst kurz zuvor war ich noch in den Bergen gewesen. Ich hatte die Aussicht genossen und mich klein und unbedeutend gefühlt. Klein angesichts der majestätischen Größe der Berge. Unbedeutend mit der Perspektive auf die Spielzeuglandschaften, die mir dort in den Tälern zu Füßen lagen. Ich war auf Skiern die Berge hinuntergeglitten und hatte mich gefragt: Wird das so bleiben? Noch wusste ich nicht, wie dramatisch es tatsächlich war. Ich wusste nur: Da ist etwas. Es wächst etwas, was da nicht wachsen sollte.

Heute – ein Jahr später – habe ich zahlreiche Berge erklommen und bin durch viele Täler gegangen. Die Chirurgen haben Unfassbares bewirkt. Mein Körper hat Unglaubliches geleistet. Ich steige inzwischen wieder auf die Berge und gleite auch wieder hinunter. Langsamer zwar, aber wieder mit Leichtigkeit und Zuversicht. 

Es gibt in der Bibel einen Psalm, der mich durch diese Zeit getragen hat. In ihm geht es  auch um Berge. In Psalm 121 heißt es: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht. Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht. Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts. Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!“ 

Ich bin dankbar für die Hilfe, die ich im vergangenen Jahr erfahren durfte: Für Menschen, die da waren. Für Hoffnungsschimmer und neue Perspektiven. Für die Schönheit der kleinen Dinge. Für die Gewissheit, dass es immer einen Weg gibt. Wenn ich ein Stück dieser Hoffnung mit in die Schule nehmen kann, dann weiß ich, dass auch dieser schwere und steinige Weg nicht umsonst gewesen ist.

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