Bildungsweise

Susanne Posselt

Kleine Urlaube

Wattige Wolkentiere pummeln am Himmel herum

Es zwitschert und wuselt im saftiggrünen Gezweig.

Sanfte Lichtlöcher leuchten durchs Waldgebälk

Duftige Blütenschwärme krönen prunkvollzart die Strauchgliedmaßen

Überschwänglich, himmelfließend, blütenstrahlend, pflaumenweiß und apfelrosa

Frühlingsheilsamkeit

Liebe (Deutsch)kolleginnen, dichtet ihr hin und wieder? Selbst? Oder mit euren Schüler:innen?

Die Osterferien waren für mich vor allem Arbeitsferien.

Immerhin waren sie effektiv:

⁃ Die Projektarbeit ist fertig und abgeschickt

⁃ Alle Lernnachweise sind korrigiert und mit ausführlichen Kommentaren versehen

⁃ Der Unterricht für die kommenden Wochen ist geplant

⁃ Mein Lehrauftrag an der PH Karlsruhe steht in Grundz

Zum Ausgleich bin ich viel über unsere wunderschönen Pfinztaler Hügel spaziert und überfließende Natur genossen. Diese Spaziergänge sind für mich wie kleine Urlaube – Mini-Auszeiten im Arbeitstrott. Und da kam es plötzlich so über mich: Ich suchte sie nicht. Nein, sie quollen gleichsam aus mir hervor: Worte, die das, was ich sah, fühlte, empfand und roch, fassen wollten.

Manchmal kann ich es nicht verhehlen: Ich liebe alte Wörter. Ungewöhnliche Wörter. Kunstwörter. Wortkombinationen. Sprachspiele.

Im Deutschen kann man unzählige Wörter aneinander hängen. Zwei, drei oder mehr, manchmal ergeben sich richtige Wortungetüme, bei denen man das erste Wort schon wieder vergessen hat, wenn man beim letzten angekommen ist.

Malen mit Wörtern kann jede:r und ich weiß schon, dass ich morgen in die Schule gehen und mit leuchtenden Augen von dieser sinnlichen, sinnvollen, erquicklich erfüllenden Spracherfahrung berichten werde.

Vielleicht gelingt es mir, manche meiner Schüler:innen zu ermutigen, mit offenen und wachen Augen durch die Welt zu gehen und auch mal wieder mit ihrer Sprache zu spielen.

Das Schöne am Lehrer:innenberuf ist, dass man immer auch ein bisschen Kind bleiben darf. Ich kann staunend durch die Welt gehen und das, was ich sehe, was mich erstaunt, verwundert – auch das, was mich erschüttert, erzählen.

Ich freue mich darauf, morgen wieder in die Schule gehen zu dürfen, und von dieser Welt zu erzählen. Gemeinsam zu staunen.

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