Ein Reisebericht.
Wusstet ihr, dass man mit dem Zug nach England fahren kann?
Meine Söhne und ich haben uns in den Pfingstferien 2023 einen ihrer Kindheitsträume erfüllt: Wir sind mit dem Hochgeschwindigkeitszug nach England gefahren. Das geht von Karlsruhe aus erstaunlich schnell:
1. Von Karlsruhe aus fährt der TGV mit einer Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h bis nach Paris. Seit 2007 kann man mit diesem Hochgeschwindigkeitszug in nur 2 1/2 Stunden von Karlsruhe nach Paris fahren. Wir haben ein bisschen länger gebraucht, weil es bei Straßburg technische Probleme auf dem Streckennetz gab.
2. In Paris kommt man im Gare de L‘Est an und muss ein paar hundert Meter zum Gare du Nord laufen.
3. Die Pause bis zur Abfahrt des Zuges haben wir für einen Zwischenstopp im Café genutzt.
4. Bevor man in den Zug steigen kann, muss erst durch die Passkontrolle – Achtung: seit dem Brexit braucht man für die Einreise nach England wieder einen Reisepass.
5. Vom Gare du Nord startet dann der Eurostar, aber nicht nur der, sondern auch andere Hochgeschwindigkeitszüge, z.B. der Thalys. Der Eurostar verbindet seit 1994 die französische Hauptstadt mit der Hauptstadt von England . Für die Fahrt durch den rund 37 Kilometer langen Tunnel braucht der Zug rund 35 Minuten. Insgesamt dauert die Reise von Paris nach London nur knapp 2 1/2 Stunden.
6. In London kommt man im Norden der Stadt am Bahnhof St. Pancras an…
7. … und kann von dort direkt mit der Tube weiter in die Innenstadt fahren
8. Für die Rückreise haben wir übrigens etwas länger gebraucht, weil wir wegen des Ferienreiseverkehrs keine Reservierung mehr für den TGV nach Karlsruhe bekommen haben. Die längere Pause beim Zwischenstopp in Paris haben wir genutzt, um auch mal die Pariser Metro kennenzulernen …
9. … bevor es dann mit dem normalen Zug der SNCF weiter nach Straßburg ging. Mit der „normalen“ Geschwindigkeit dauert die Reise von Paris nach Straßburg rund 5 Stunden.
10. Dort wurden wir von den Mädchen abgeholt, weil… ratet! … Genau: Der deutsche Zug fiel aus. Der Bahnhof in Straßburg ist übrigens auch sehr sehenswert.
Weiter geht‘s mit Bahngeschichten:
Die Londoner Underground (Spitzname: Tube, weil die Tunnel wirklich röhrenförmig sind) ist mit 160 Jahren die älteste U-Bahn der Welt und umfasst ein Streckennetz von 402 Kilometern.
Mit der VisitorOyster Card kann man ganz einfach kreuz und quer durch die Stadt reisen. Mein Tipp für London-Reisende: Bestellt euch die Karten einfach vorher nach Hause. Man kann sie dann vor Ort am Terminal aufladen und es wird automatisch immer der günstigste Tarif berechnet.
Museen in London – Teil 1: British Museum
In London sind alle Museen kostenlos! Man muss teilweise vorher ein Online-Ticket buchen und wird gebeten, etwas zu spenden, aber es soll niemand daran gehindert werden, ins Museum zu gehen, weil er kein Geld hat.
Ich war jetzt zum dritten Mal im Erwachsenenalter in England und habe dieses Angebot ausgiebig genutzt – teilweise mit meinen Söhnen, teilweise aber auch alleine.
Das British Museum ist nicht nur deshalb absolut sehenswert, weil es eines der größten und bedeutendsten kulturgeschichtlichen Museen der Welt ist und etwa 8 Millionen Objekte beherbergt, die die Kulturgeschichte der Menschheit von ihrem Anfang bis in die heutige Zeit dokumentieren. Allein die moderne Dachkonstruktion aus Stahl und Glas des Architekten Norman Foster, die seit dem Jahr 2000 den Innenhof des historischen Gebäudes überspannt, ist einen Besuch wert.
Alles kann man gar nicht sehen, auch weil der größte Teil der Sammlung in den im Keller des Gebäudes untergebracht ist.
Ein paar Highlights zeige ich euch:
1. Innenhof mit dem Dach des Architekten Norman Foster
2. Der Rosetta Stone ist das meistbesuchte Objekt im Museum: Dieser Stein stammt aus Memphis in Ägypten und hat eine wichtige Bedeutung für die Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen. Er zeigt hieroglyphische, demotische und altgriechische Schriftzeichen, hinter denen sich ein „Synadaldekret“ verbirgt, das von ägyptischen Priester zur Zeit der Ptolemäer. Zeitweise wurde er als Baumaterial für eine Festung in Rashid im Nildelta verwendet. 1801 wurde er bei Bauarbeiten gefunden. 1802 kam er nach England. Nach weiteren 23 Jahren wurden die hieroglyphischen Schriftzeichen von Forschern entziffert.
3. Reliefs auf Nineveh in Assyrien
4. Teile vom Parthenon (Tempel für die Göttin Athena) der Akropolis in Athen: Der Britische Botschafter in Konstantinopel hatte einen Teil des Skulpturenschmucks 1801 nach London abtransportiert. Dort sind sie bis heute zu sehen.
5. Die Lewis Chessmen, die berühmtesten Schachfiguren der Welt. Sie wurden 1831 auf der schottischen Isle of Lewis entdeckt, stammen aus dem Mittelalter und gelten als die besterhaltenen mittelalterlichen Spielsteine.
6. Sehr (!) viele (!) ägyptische Mumien
7. Wunderschön: Der Enlightenment Room. Es ist der älteste Raum im gegenwärtigen Museum und wurde ursprünglich für die Bibliothek von King George III. entworfen. Hier geht es um wissenschaftliche Entdeckungen des 18. Jahrhunderts, aber auch um ein dunkles Kapitel dieser Zeit: Kolonialismus und transatlantischer Sklavenhandel.
8. – 10. Noch ein paar Eindrücke
Museen in London – Teil 2
Das Museum, in dem mein großer Sohn leuchtende Augen hatte
Im Museum of Science kann man Wunderwerke der Wissenschaft bestaunen. Es gibt alles: Von einer funktionsfähigen Dampfmaschine über Raketentriebwerke, einer eisernen Lunge bis hin zur Geschichte der Impfungen, Genetik und der Geschichte der Telekommunikation und des Internets. Man könnte Tage hier zubringen und hätte immer noch nicht alles gesehen.
Ein paar Eindrücke:
1. Eine Sojus-Kapsel, die sehr eindrücklich zeigt, wie wenig Platz Astronauten im Weltall haben
2. Raketentriebwerke
3. Eine Vitrine mit Alltagsgegenständen von Anno Dazumal
4. Gestapelte Autos, u.a. der Volkswagen Käfer
5. Das Kommandopult der Apollo 10
6. Blick von oben in den Ausstellungsraum
7. Schubladen mit Gewichten. Wer denkt schon, dass ein Kilo nicht immer schon ein Kilo war, sondern je nach Ort unterschiedlich schwer sein konnte?
8. Eine Telegrafiermaschine
9. Na, wer wusste, woher die Bilder in Google Streetview kommen?
10. Der erste Apple Macintosh aus dem Jahr 1984
Museen in London – Teil 3
Und jetzt kommt die Kunst
London bietet zahlreiche Museen für kunstinteressierte Menschen.
Die Tate Gallery ist eigentlich ein Netzwerk aus 4 Galerien. Der britische Zuckerhändler Sir Henry Tate wollte am Ende des 19. Jahrhunderts seine Gemäldesammlung der National Gallery schenken, die jedoch keinen Platz dafür hatte. Deshalb wurde an einer passenden Stelle ein neues Gebäude errichtet und 1897 unter dem Namen National Gallery of British Art eröffnet.
Hundert Jahre später war das Museum zu klein geworden und es sollte eine zweite Galerie entstehen: Das ältere Gebäude heißt heute Tate Britain und beherbergt britische Kunst von 1500 bis heute. Dort gibt es auch einen eigenen Flügel für eine einzigartige Sammlung von Werken William Turners.
Die Tate Modern (der Beitrag dazu kommt noch) zeigt internationale moderne und zeitgenössische Kunst.
Ein paar Impressionen aus der Tate Britain, u.a. ein berühmtes sommerliches Werk von David Hockney, ein verstörendes Werk von Damien Hirst (Das Schaf ist echt!) und ein Einblicke in die Turner-Sammlung
Museen in London – Teil 4
Die Tate Modern wurde im Mai 2000 in einem alten Ölkraftwerk, der Bankside Power Station, mitten in London am Ufer der Themse eröffnet. Umgebaut wurde das Gebäude nach den Entwürfen der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron in Zusammenarbeit mit den Zürcher Landschaftsarchitekten Kienast Vogt & Partner.
Hier wird internationale moderne und zeitgenössische Kunst gezeigt.
Ich finde, allein das Gebäude ist den Besuch wert. Die riesige ehemalige Turbinenhalle hat eine ganz besondere Atmosphäre.
Museen in London – Teil 5
Mein persönliches Highlight: Die National Gallery.
Sie gilt als eine der bedeutendsten und umfassendsten Gemäldegalerien der Welt und umfasst rund 2300 Werke vom 13. bis zum 19. Jahrhundert. Hier versammeln sich Meisterwerke der Kunst in wunderschönen Räumen.
Man kann Werke von Michelangelo, Tizian, Holbein, Raffael d.J., van Eyck, Rembrandt, Rubens, Friedrich, Monet, Van Gogh und vielen mehr im Original bewundern.
Und auch hier ist – wie in allen Londoner Museen – der Eintritt völlig kostenlos.
Last but not least:
Kein Museum, aber für Harry-Potter-Fans ein Muss: Die Warner Bros. Studio Tour in Leavesden, das ist ein Vorort im Nordwesten von London, wo die Studio-Szenen für die Harry-Potter-Filme gedreht wurden. Die Fahrt dauert ungefähr eine Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Wir haben uns gegen die (teure!) Variante des Komplettpakets entschieden und schon frühzeitig Eintrittskarten direkt über die Homepage der Warner Bros gekauft. Man kann von London Zentrum aus dann eigentlich recht bequem über Euston nach Watford Junction fahren, von wo aus ein kostenloser Shuttlebus direkt zu den Studios fährt. Leider hat die Bahn an unserem Besuchstag gestreikt, weshalb wir die London Overground genommen haben. Das war zwar langsamer, aber sehr interessant, weil man die ganzen Vororte von London im Vorbeifahren besichtigen konnte.
Zu den Eindrücken aus den Studios muss ich wohl nichts sagen.
Last but not least:
Wir haben natürlich auch typischen Tourie-Stuff gemacht und waren bei den üblichen Sightseeing-Highligts.
Westminster Parliament
Hydepark
Buckingham Palace
Big Ben
Royal Opera House
Aida
Sky Garden
Evensong
Westminster Abbey
London Bridge
Es waren wunderschöne 5 Tage!