Karfreitag im Waldheim
Ich kenne sie nicht mehr, die Lieder der jugendlichen Christen im CVJM-Kontext. Und doch habe ich mich gleich zu Hause gefühlt.
Als Kind von kirchlich engagierten Eltern war die Jugendarbeit von Kirche und CVJM für mich immer eine feste Größe. In meiner Heimatstadt Siegen bin ich mit Kindergottesdienst, Jungschar und Jugendgruppe aufgewachsen. Manchmal war es mir zu eng, das gebe ich unumwunden zu. Gleichzeitig war es eine Heimat, in der ich so sein konnte, wie ich war. Am Ende bin ich sogar Religionslehrerin geworden, obwohl ich mich in jeglicher Hinsicht als Zweiflerin bezeichnen würde. Nichts ist gewiss und ich stehe sehr oft fragend vor den großen Themen des Lebens und unserer Endlichkeit.
Ich bin inzwischen nicht mehr wirklich jung – Wie auch: Ich blicke auf vier erwachsene Kinder und eine Berufsbiografie als Lehrerin.
Mir war als Mutter wichtig, dass meine Kinder eine religiöse Heimat kennenlernen. Einen Ort, an dem sie sich gesehen fühlen und Gemeinschaft erfahren können. Mit all ihren Unzulänglichkeiten. Es gehört zum Menschsein dazu. Wir sind fehlbar und fehlerhaft. Und trotzdem geliebt.
Mein ältester Sohn hat eine Heimat im CVJM gefunden. Und ich freue mich darüber, weil es mich immer daran erinnert, dass auch ich dieses Gefühl des bedingungslosen Angenommenseins dort erfahren durfte. Er fragt mich hin und wieder, ob ich ihn begleite. Zum Beispiel zum Karfreitagsgottesdienst im CVJM-Waldheim.
Ich denke dann immer: Aber ich bin doch gar nicht mehr jung.
Ich bin weder jugendlich noch jungerwachsen, sondern eine mittelalte Mutter jungerwachsener Kinder mitten im Leben.
Gestern habe ich mich überreden lassen.
Karfreitag ist ein schwieriger Feiertag.
Er erinnert an das Dunkle, das Schwere, das, was wir am liebsten in den Keller unseres Bewusstseins stellen möchten.
Es war gut.
Ich fühlte mich gesehen und konnte einiges abladen.
Danke.