Bildungsweise

Susanne Posselt

Adieu bedeutet Abschied

Adieu: Dieser Abschiedsgruß ist heutzutage vielen vielleicht nicht mehr sehr geläufig, wird aber im süddeutschen Sprachraum und in der Schweiz durchaus noch verwendet. Adieu kommt aus dem Französischen uns setzt sich aus den Worten à und dieu zusammen. Es bedeutet also in etwa: Bei Gott. Auch das bekanntere „Tschüss“ bedeutet eigentlich „adjüs“ und ist die norddeutsche Variante von Adieu.

Ich finde diesen Gruß sehr passend, um nun Abschied zu nehmen und endgültig ein neues Kapitel in meinem Lehrerinnenleben aufzuschlagen. Adieu sagt man nämlich, wenn man endgültig Abschied nimmt und erwartet, jemanden oder eine Sache nicht mehr wiederzusehen. Dann wünscht man den zurückbleibenden Personen, dass Gott auf sie aufpassen möge und das Leben – trotz Abschied – gut weitergeht.

Ich hoffe natürlich, dass ich viele Menschen, die mich in den vergangenen sechseinhalb Jahren an der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule begleitet haben, weiterhin begegnen werde. Aber es wird nun anders. Ich teile meinen Alltag ab Montag nicht mehr mit meinen wunderbaren Teamkolleginnen Katrin und Mirjam und Katrin und auch viele andere, die mir ans Herz gewachsen sind, sehe ich nicht mehr (regelmäßig).

Liebes Kollegium der AFS, liebe Katrin, liebe Mirjam, lieber Stefan, liebe Steffi, lieber Martin, liebe Heike, liebe Chrissi und alle, die mir gestern einen so wunderschönen Abschied bereitet habt: Ich macht es mir leicht und schwer zugleich. Ich habe so viel von euch gelernt und gleichzeitig weiß ich, dass ich Spuren an der AFS hinterlasse. Wir behalten einander in unseren Herzen.

Danke für den Besen mit den vielen herzerwärmenden Wünschen. Er sieht ein bisschen aus wie ein Hexenbesen und man sagt ja: „Neue Besen kehren gut“. Ich nehme ihn mit in mein neues Büro an der Nordstadtschule.

Einige Achtklässler:innen haben mich in den vergangenen Tagen regelmäßig besucht und haben mir zum Abschied einen Lernentwicklungsbericht überreicht. Das hat mich sehr berührt.

Liebe Achter, wir haben drei unglaubliche Jahre miteinander verbracht. Ihr seid eine tolle Lerngruppe mit unglaublichen Potenzialen. Ihr seid ein Beispiel für gelungene Inklusion, weil ihr aufeinander achtet und die Menschen hinter der Leistung seht. Danke für die gemeinsame Zeit! Ich freue mich, wenn ich von euch höre oder lese und sehe, wie es mit euch weitergeht. Wenn der Termin passt, komme ich natürlich auch zu euren Abschlussfeiern.

Mein Schulleiter, Herr Schwarz-Hemmerling, hat zum Abschied gesagt, er finde es gut, dass ich den Mut hatte, den Weg in die Schulleitung zu gehen. Ich finde, wir müssen alle ein bisschen mutiger sein: Neue Wege nehmen, mit neuen Perspektiven auf die Dinge blicken und Neues wagen.

Danke Heike, für dein handgeschriebenes Gedicht zum Abschied. Ich schreibe es hier auf, weil ich tatsächlich finde, dass es wunderbar passt:

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse

Ich freue mich, dass ich mich meiner neuen Aufgabe als stellvertretende Schulleiterin der Nordstadtschule nun mit ganzer Kraft widmen kann: „Nur, wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.“ Auf zu neuen Ufern!

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