Bildungsweise

Susanne Posselt

Fritz Karsen Schule Berlin

Im Rahmen des Gewerkschaftstages 2025 gab es ein Mittagspausenprogramm mit Schulbesuchen. Der erste dieser Besuche führte uns an die Fritz Karsen Schule im Berliner Bezirk Neukölln. Die Fritz Karsen Schule in wirbt damit, Deutschlands „älteste Gemeinschaftsschule“ zu sein. Sie liegt im Ortsteil Britz am Rande der von Bruno Taut in den 20er Jahren geplanten und realisierten „Hufeisen-Siedlung“. Es ging hier darum, für die Berliner Arbeiter eine menschenwürdige Umgebung mit Licht, Luft und Sonne zu schaffen. In der ursprünglichen Planung war im Zusammenhang mit der Siedlung keine Schule vorgesehen. Das lag daran, dass in Neukölln eine „Schulstadt“ für ca. 5000 SuS gegründet werden. Dieser Schulstadt lag die Grundidee einer Einheitsschule/Gemeinschaftsschule zugrunde. Neukölln war ein reichsweites Modellprojekt der Reformschulbewegung (Kurt Löwenstein). Religionsunterricht war hier freiwillig, es gab Gruppenunterricht und eine Beteiligungskultur der Schüler:innen. Aus diesen Schulen sind viele SuS im politischen Widerstand aktiv gewesen und waren die erste Schulen, an denen Arbeiterkinder das Abitur machen konnten. Von dem ursprünglich geplanten Großprojekt wurde jedoch nur ein Versuchspavillon eröffnet, das Projekt wurde insgesamt nicht realisiert. Zunächst hat man dann im Ortsteil Britz die Baubaracken der Arbeiter genutzt, um eine Schule (Barackenschule) zu gründen.

Der heute noch bestehende Bau der  Fritz-Karsen-Gemeinschaftsschule wurde erst 1937 eröffnet. Das Figurenensemble an der Aula zeugt von dieser Nazitradition der Schule: Körperliche Ertüchtigung war wichtiger als geistige Bildung. Der Schulbetrieb wurde aufgrund des Krieges jedoch schnell wieder eingestellt. 1940 wurde in der Schule ein Hilfslazarett eröffnet und die Kinder ab 1941 über die Kinderlandverschickung aufs Land evakuiert.

Das Krankenhaus wurde von Zwangsarbeitern betrieben. Nach dem Krieg übernahmen die Amerikaner das Schulgebäude. Erst 1947 erfolgte Wiederaufnahme des Schulbetriebes als Einheitsschule.

1951 sollte auf Initiative der CDU eine Rückführung ins dreigliedrige Schulsystem in Form einer Oberschule mit 3 Gliedern durchgeführt werden. Nahezu das gesamte Kollegium und die Eltern wehrten sich dagegen. Die Schule konnte damit als einzige Berliner Schule ihren Status beibehalten und erhielt den Titel „Schule besonderer pädagogischer Prägung“

Erst seit den 70er Jahren stand die Schule im Zuge der Gesamtschulbewegung weniger unter Druck.  Sie kann damit tatsächlich als die älteste Gemeinschaftsschule in Deutschlands betrachtet werden.

Daten und Fakten:

  • 1200 Schüler:innen in Stufe 1-13
  • Stufe 1-3 und 4-6 jahrgangsübergreifend
  • Schule der Vielfalt mit Grundschule
  • ca. 70 Abiturienten 
  • Hoher gewerkschaftlicher Organisationsgrad
  • Viele gemeinsame Aktionen mit den Anwohnern, gemeinsame Plakataktion gegen Rechts

Danke an die die GEW Berlin für dieses interessante Mittagspausenprogramm.

Weiter Beitrag

Kommentar verfassen

© 2025 Bildungsweise

Thema von Anders Norén