Bildungsweise

Susanne Posselt

Der Rütli-Campus Berlin

Ein weiteres Mittagspausenprogramm der GEW Berlin führte uns auf den Campus der Rütli-Gemeinschaftsschule in Neukölln. Dort berichteten die Campus-Managerin und die Schulleiterin uns vom Stand der Schulentwicklung. Im Jahr 2006 hatte die Rütli-Schule, damals noch eine Hauptschule mit benachbarter Realschule, mit einem Brandbrief bundesweit für Aufsehen gesorgt. Durch eine Schulleitervakanz musste sich die Schule musste seinerzeit neu aufstellen. 2009 wurde die Hauptschule aufgelöst und entwickelte sich im Rahmen einer Schulfusion mit der benachbarten Realschule zu einer Gemeinschaftsschule weiter. Eine Stiftung unterstützte die Schule im Rahmen einer Prozessbegleitung durch eine stabile Ansprechperson über mehrere Jahre hinweg – wichtig war dabei, dass diese Person als „kritischer Freund“ keinerlei Bewertungsfunktion innehatte.

Seither hat sich viel getan. Der Rütli-Campus hat sich zu einem Schul- und Begegungszentrum des gemeinsamen Lernens weiterentwickelt. Die Schule umfasst eine Grundstufe mit den Jahrgängen 1 bis 6 und eine Sekundarstufe mit den Jahrgängen 7 bis 13. Insgesamt ca. 970 Schülerinnen und Schüler lernen hier in Jahrgang 1 bis 3 und 4 bis 6 jahrgangsübergreifend. Auch in der Sekundarstufe gibt es einen Zug, in dem von 7 bis 10 jahrgangsübergreifend gearbeitet wird. Pädagogisches Grundprinzip ist hierbei: „Wir unterrichten nicht Bücher sondern Schüler.:innen“ Beziehungspflege ist zentral. Es gilt das Klassenlehrerprinzip und ein Doppelstundenmodell. 

Leitfragen der Schulentwicklung auf Kollegiums- wie auf Lerngruppenebene sind: 

  • Was ist gute Schule? 
  • Was brauchst du, damit es hier funktioniert? 
  • Ich habe ein Problem: Was ist meine Aufgabe? 
  • Wer kann mir helfen?

In der Grundstufe lernen die Kinder ohne Noten. Der Heterogenität der Schüler:innen wird durch ritualisierte Strukturen Rechnung getragen: Nach einem gemeinsamen Beginn erfolgt eine Differenzierung über TaskCards, dann Präsentation und Reflexion. Es gibt außerdem angeleitete individuelle Lernzeiten und Projekte.

Wichtig ist auch die Wertschätzung der Herkunftssprache: Durch eine Prüfung auf B1/B2-Niveau nach Klasse 10 in Türkisch oder Arabisch, kann die 2. Fremdsprache für das Abitur nachgewiesen werden.

Alle Schüler:innen der Jahrgänge 7 und 8 besuchen die schulische Werkstätten. 

Es gibt zudem eine Kooperation mit der benachbarten Jugendfreizeitrichtung, wo auch Räume – etwa der Theatersaal – genutzt werden können. 

Der Rütli-Campus ist außerdem mehr als eine Schule. Die Idee, die dem Konzept zugrundeliegt, ist eine umfassende Begleitung der Familien. So befindet sich auf dem Campus neben dem Jugendamt auch der zahnärztliche Dienst, eine pädagogische Werkstatt der Freudenberg Stiftung (die als Workshopraum für Pädagog:innen dient), eine Zweigstelle der Volkshochschule und ein Elternzentrum mit Küche.

Danke an die GEW Berlin für diesen interessanten Einblick in die Entwicklung dieser Schule. 

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